Die Partikel

Die Partikel
§ 207. Die Partikeln gehören zu den unflektierbaren Hilfswörtern. Sie bilden keine Satzglieder, sondern dienen zum Ausdruck verschiedener Bedeutungsschattierungen eines Satzgliedes oder eines Satzes. Vgl.:
„Haben Sie keinen richtigen Ofen?“ — „Nein, nur diesen kleinen Kanonenofen aus einem Flakbunker.“ (P. Körner-Schrader)
Allein auch hier bediente sie sich ihres Vorteils nur, um sich zu belustigen, um sich einen guten Tag zu machen... (J. W. Goethe)
Hans wußte von dem äußeren Leben nur, was in seine Wohnung drang. (A. Seghers)
„Was hast du nur?“ stieß er hervor. (W. Bredel)
§ 208. Man unterscheidet:
1. verstärkende Partikeln: so, zu, gar, sogar, selbst, doch, schon u. a.;
Die Sonne gab eine gar liebe, kindliche Beleuchtung. (H. Heine)
Es ist ein so schönes Gefühl! Und es ist ein so wahrhaft deutsches Gefühl! (H. Heine)
Marie sagte: „Schon gut, wenn du durchaus nicht willst, dann nicht.“ (A. Seghers)
(Über die Partikel selbst s. die Anmerkung zum § 102.)
2. hervorhebende Partikeln: gerade, eben u. a.;
Er aber, gerade er, hat sich nicht verändert. (A. Seghers)
„Schorsch“, sagte Paul, als die Tür hinter ihr zu war,..."Diese Nacht mußt du eben noch hier schlafen.“ (A. Seghers)
3. einschränkende Partikeln: nur, erst, bloß, allein, einzig, ausschließlich, noch u. a.;
Ihr Freund Janek hatte ihr erst kürzlich auf dem Tisch mit Kreide die Himmelsrichtungen klargemacht. (A. Seghers)
Hätte er nur jetzt nicht so gefroren. (A. Seghers)
Becker sah Klemms Gesicht im Fahrspiegel. Es war gutmütig und immer noch jung. (A. Seghers)
4. negative Partikeln: nicht, nicht einmal;
Die beiden Jungen wußten nicht, was sie sagen sollten. (W. Bredel)
Und der alte Göbel, der nicht einmal recht weiß, um was es sich hier handelt, sagt wie immer: „Ja, ja, das ist der Schrei der Gerechtigkeit“. (P. Körner-Schrader)
5. anknüpfende Partikeln: auch, noch, ebenfalls, gleichfalls u. a.;
Er dachte kalt: Wallau und Füllgrabe und ich kommen durch... Belloni kommt vielleicht auch durch. (A. Seghers)
„Sag, Christine, wie heißt du, Christine?“ — „Christine.“ — „Und wie noch?“ — „Faßler.“ (J. R. Becher)
6. bestimmende Partikeln: annähernd, etwa, an u. a.;
Es war ein schlichter, an die hundert Jahre alter Bau mit Erdgeschoß und einem Stockwerk. (W. Joho)
Georg erkannte jetzt etwa zwanzig Meter weg die zwei großen flachen, an den Rändern weißen Steine. (A. Seghers)
7. anregende (auffordernde) Partikel: mal (umgangssprachlich und mundartlich auch man). Sie steht beim Imperativ;
Becker unterbrach ihn mit rauher Stimme: „Machen Sie sich mal keine Gedanken um mich, Herr von Klemm.“ (A. Seghers)
„Also dreh' dich man um und schlaf.“ (W. Bredel)
8. Partikeln, die emotionale und modale Färbung verleihen: denn, doch, ja, mal, nur etwa, nun u. a. Denn und etwa werden in Fragesätzen gebraucht.
Er griff mir ums Handgelenk und schüttelte mich: „Hast du es denn mit deiner Freundschaft nie ernst gemeint?!“ (J. R. Becher)
„Mein Gott, schläfst du etwa?“ rief seine Frau. (W. Bredel)
„Was hast du nur?“ stieß er hervor. (W. Bredel)
Marie nähte und dachte: 'Ich werde dem Hans nichts sagen, weil ich's nun mal versprochen habe.' (A. Seghers)
„Das hätte ich alles laut gesagt“, fuhr Geschke fort. „Ich habe es nicht laut gesagt, damit ich euch nicht ins Unglück bringe. Der Junge, gerade der, fängt ja doch sein Leben erst an.“ (A. Seghers)
Manche Partikeln weisen verschiedene Bedeutungsschattierungen auf und können deshalb zu verschiedenen Gruppen gezählt werden: doch, etwa, mal u. a. (Beispiele siehe oben.)
Außer den obengenannten Partikeln, die verschiedene Bedeutungsschattierungen ausdrücken, gibt es noch einige Partikeln, die rein grammatische Funktionen erfüllen: zu es, am, aufs, sich.
Zu steht oft beim Infinitiv und stets beim Partizip I in der Konstruktion „das zu lesende Buch“ (s. § 180 u. 185).
Es nimmt als Formwort die Anfangsstellung im Satz ein, wenn der Satz mit dem finiten Verb begonnen werden soll (satzeröffnendes es).
Es herrscht ein Verkehr von mittlerer Regsamkeit, ohne viel Lärm und Gedränge, entsprechend dem nicht sehr geschäftigen Charakter der Stadt. (Th. Mann)
Am und aufs dienen zur Bildung des Superlativs von Adjektiven (am) und Adverbien (am, aufs) (s. § 85 u. 194).
Sich erfüllt eine wortbildende Funktion beim Verb (s. § 126). .
Die Partikeln stammen von Adverbien und Adjektiven (so, nur, schon, eben, mal, bloß, gerade), von Pronomen (selbst, es, etwa), von Konjunktionen (denn, doch) usw. ab. Vgl.:
Er dachte: „So weht bei denen also der Wind.“ (A. Seghers)
Es ist ein so schönes Gefühl! Und es ist ein so wahrhaft deutsches Gefühl! (H. Heine)
Erst den ersten Schritt, dann den zweiten, immer schön der Reihe nach...“ (P. Körner-Schrader)
Erst in der Neuhauser Straße trauten wir uns aufzuschauen. Wir blieben einige Male stehen, ob uns nicht jemand verfolge. (J. R. Becher)
Im ersten Fall ist so bzw. erst ein Adverb, im zweiten eine Partikel.
Zuweilen traf Walter abends noch Audi, doch nicht oft. (W. Bredel)
An Herbsttagen dämmerte bereits die Nacht heran, und zur Winterzeit war es längst dunkel. Und doch begann dann erst, besonders für Walter, der eigentliche Tag, sein Tag. (W. Bredel)
Im ersten Beispiel ist noch eine Konjunktion, im zweiten eine Partikel.
Oft auch läßt sich zwischen der Partikel und einer anderen Wortart keine scharfe Grenze ziehen.

Грамматика немецкого языка. 2-е издание. .

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